Ulis Culinaria

Diepholz

Die historische Grafschaft Diepholz, deren Hauptsitz das heutige niedersächsische Städtchen war, lag in einem wasserreichen, von Sümpfen geprägten Gebiet, der Diepholzer Moorniederung. Die sauren Böden und das von diesen hervorgebrachte pflanzliche Futterangebot sind nicht für viele Nutztiere geeignet. Zu diesen wenigen gehört ein hier seit langem weidender Vertreter des Ovis gmelini aries, des Hausschafes.

Diepholzer Heidschnucken

Wie bei allen verwandten Schafrassen (wie etwa die gehörnte →Lüneburger Heid-schnucke) weist auch das Fleisch der ungehörnten, anspruchslosen und sehr robusten

Diepholzer Moorschnucke

einen ausgeprägten, aber zarten Wildgeschmack auf. Im Gegensatz zur Fleischvermarktung spielt die Verwertung der weißen Wolle, der ursprünglich wichtigste Haltungszweck, kaum noch eine Rolle. Die in Hütehaltung wandernden und weidenden Herden mit etwa 3000 Muttertieren bringen zweierlei Nutzen. Zum einen halten sie den Pflanzenwuchs im Diepholzer Moor niedrig, was zum Schutz der über viele Generationen entstandenen Kulturlandschaft beiträgt.

So wurde die Arbeitsgemeinschaft Diepholzer Moorschnucke, in der sich vier Schäfereien um den Erhalt der selten gewordenen Rasse bemühen, 2008 Mitgewinnerin des Wettbewerbs Landwirtschaft schafft Kulturlandschaft.

Zum anderen wachsen die Schafe mit absolut dünge- und zusatzmittelfreier Pflanzenkost mit vielen würzigen und gesundheitsfördernden Wildkräutern auf, die in Verbindung mit ständiger Bewegung ein mehrfach ausgezeichnetes Fleisch von ganz besonderer Qualität erbringt.

Hiervon kann man sich beispielsweise als Business-Passagier der Deutschen Lufthansa überzeugen. Die Fluglinie nahm 2009 Menüs unter Verwendung von landwirtschaftlichen Produkten in ihre Speisekarte auf, die von →Slow Food in die Arche des Geschmacks aufgenommen wurden. Die Diepholzer Moorschnucke kann man also in 10.000m Flughöhe als Ragout genießen.

Bereits seit 1997 ist der Rassename der Schafe als →g.U. anerkannt. Neben den üblichen Fleischzuschnitten (Kotelett, Rücken, Keule usw.) bieten Metzgereien in und um Diepholz die Moorschnucken auch in einer breiten Palette von Wurstprodukten an.

Die Diepholzer Gans

Mittlerweile äußerst selten, aber noch in offiziellen Zuchtverzeichnissen als Wirtschaftstier geführt ist die reinweiß gefiederte

Diepholzer Gans.

Sie war Ende des 19.Jhs. das Ergebnis von Züchtungen aus Landgänsen, die seit jeher in den Sumpfgebieten um Diepholz heimisch waren und praktisch ohne menschliche Fürsorge von der hier gedeihenden Pflanzen- und Tierwelt lebten. Die Gänse wurden lediglich eingefangen, um sie zum Verkauf auf die Märkte der umliegenden Städte zu treiben. Die Widerstandsfähigkeit ihrer Vorgängerinnen, bis zur Urmutter aller Hausgänse, der Graugans (Anser anser), und deren Eignung für die Freilandhaltung hat sich die Diepholzer Gans bewahrt. Deshalb erfreut sie sich heute wieder steigender Beliebtheit bei Haltern, die eine Alternative zu den für die Massentierhaltung gezüchteten Hybridgänsen bieten wollen.