Ulis Culinaria

Crest

La Défarde crestoise -

- Kutteleintopf als Volksspeisung

Eine kulinarische Spezialität der mittelalterlichen Stadt im Département Drôme (Region Auvergne-Rhône-Alpes) ist die

Défarde crestoise.

Lammkutteln (panses) werden, wie bei den in ganz Südfrankreich beliebten pieds et paquets, zu Päckchen (→La Ferté-Macé) verschnürt und zusammen mit Lammfüßen (pieds d’agneau), Weißwein, Karotten, Knoblauch, Zwiebeln und Kräutern im Ofen geschmort. Nach stundenlanger Garzeit sind Kutteln und Füße nicht nur butterzart, sondern haben dank ihrer Gelierkraft dem Sud eine schöne sämige Konsistenz verliehen. Die Karotten sorgen, unterstützt von Tomaten, für die leuchtend orangerote Farbe. Hierzu wird, neben dem obligatorischen baguette, Reis als Beilage serviert.

Jährlich Mitte September, beim Fest zu Ehren des Ortsheiligen Saint Ferréol, findet seit 1983 der Concours de la Défarde statt, bei dem bekannte und weniger bekannte Profiköche um die beste Zubereitung der Traditionsspeise wetteifern.

Seit 2003 veranstaltet die Confrérie de la Défarde Crestoise am Nationalfeiertag, dem 14. Juli, die Défarde républicaine, ein großes öffentliches Festbankett, bei dem sich Einheimische und Besucher im historischen Stadtkern versammeln und den traditionellen Lamm-Eintopf genießen.

Foto: M.Casamance/wikipedia

Diese anfangs kostenlose, inzwischen zum Selbstkostenpreis ausgegebene Verköstigung erinnert an die ursprüngliche Bedeutung der Défarde als Armenspeisung, zu der jene Teile des Schlachttieres

verwendet wurden, die für die Tische der gehobenen Gesellschaft als zu minderwertig erachtet wurden. Also Innereien, Kutteln, Füße usw., die mit dem Sammelbegriff défarde bezeichnet werden. Das eher gebräuchliche französische Wort für solche sog. Schlachtabfälle ist abats (→Troyes).

Se défarder heißt so viel wie sich die Schminke aus dem Gesicht zu wischen. Im übertragenen Sinn: Selbst aus den weniger ansehnlichen Teilen des geschlachteten Tieres lässt sich eine durchaus ansehnliche Mahlzeit zubereiten.

Bei dieser Gelegenheit präsentiert Crest auch die größte tricolore Frankreichs mit 450m² Fläche, aufgehängt an der Fassade des stattlichen mittelalterlichen Festungsturmes. Der donjon ist mit 52m Höhe der höchste seiner Art in ganz Europa. Ganz gleich, aus welcher Richtung man sich Crest nähert, ist er das Erste, das man von der Stadt sieht. Und stolz prangt er auf dem Stadtwappen.

Der Donjon am 14.Juli (Foto: J.Harthoorn)

Einen weiteren Rekord bietet Crest mit der größten Holzbrücke Frankreichs: Der pont en bois überspannt seit 2001 mit 93m Länge und 8m Breite die Drôme, um die Leistungsfähigkeit der regionalen Holzwirtschaft zu repräsentieren.