Ulis Culinaria

Coburg

Die Coburger Bratwurst -

- das Maß der Dinge

Auf dem Fassaden-Giebel des Rathauses der oberfränkischen Stadt steht seit 1752 die Statue des Ortspatrons St. Mauritius. An der Länge des Stabes (genau 31cm!), den dieser in der Hand hält, orientieren sich die örtlichen Metzger angeblich bei der Herstellung der Coburger Bratwurst. Im Umkehrschluss wird der Stab (der eigentlich, je nach Auslegung, einen Marschallstab oder eine Schriftrolle darstellt) im Volksmund zur Wurst, der Heilige somit zum Brodworschdmännle.

Foto: Störfix/wikipedia

Die schöne Geschichte entpuppt sich bei näherer Betrachtung zwar als Legende, aber schriftliche Ur-kunden aus dem späten Mittel-alter zeigen, dass es schon damals von der Obrigkeit festgelegte Min-destmaße für die örtlichen Würste gab. Das relativ grobe Mett stammt zu einem Viertel von Kalb und Rind, der Rest kommt vom Schwein.

Eine Sonderstellung in der Brat-wurstwelt nimmt die Coburger ein, da ihr – mit Ausnahmegenehmi-gung! zur besseren Bindung rohes Ei beigemengt wird, was normalerweise bei Rohwürsten verboten ist.

Die Wurst wird traditionell nicht über normaler Holzkohle, sondern über der Glut von Kiefern-zapfen knusprig, was eine besondere Ge-schmacksnote verleiht.

Nachdem die EU-Behörde für Lebensmittelsi-cherheit im Jahr 2014 allerdings erhöhte Bil-dung von krebserregenden Substanzen festge-stellt hat, drohte ein Verbot der so gegrillten Coburger Bratwürste. In den folgenden massi-ven Protesten wurde darauf hingewiesen, dass man riesige Mengen von ihnen auf einmal ver-zehren müsste, um selbst die eh schon niedri-gen Grenzwerte zu erreichen. Die Sache ist lei-der noch nicht beigelegt. Vorerst wird aber weiter gebrutzelt, nun aber teils über Buchen-holzglut. Seitens der (über-?)eifrigen EU-Be-amten wird hier wohl mit den sprichwörtlichen Kanonen auf Spatzen geschossen!

Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus steht eine Statue des englischen Prinzgemahls Albert. Am 26. August 1865 reiste die britische Queen Victoria eigens nach Coburg, um das Geschenk an die Heimatstadt ihres vier Jahre zuvor verstorbenen Gatten höchstpersönlich zu enthüllen.