Ulis Culinaria

Cilaos

liegt im Herzen der Insel, die das französische DOM (Département d’outre-mer, Übersee-Département) La Réunion darstellt, knapp 700km östlich von Madagaskar im Indischen Ozean. Cilaos ist umgeben von einem hoch gelegenen Vulkankrater, dem Cirque naturel de Cilaos. Die

Lentilles de Cilaos,

die seit der Mitte des 19. Jhs. dort angebaut werden, entwickeln aufgrund der besonderen geologischen und klimatischen, tropischen Verhältnisse ein ganz besonderes Linsenaroma, was sie für Gastronomen auch außerhalb der Insel, z.B. im Mutterland Frankreich, interessant macht. Und dort legt man mit den Linsen vom →Puy schon hohe Maßstäbe!

Lentilles de Cilaos

Linsen vom Vulkan

Cirque naturel de Cilaos

Die kastanienbraunen, kleinen Hülsenfrüchte sind eine hier über lange Zeit entstandene endemische Variante von Lens culinaris. Im September werden jährlich rund 50t geerntet, wobei die Ausbeute aufgrund der Empfindlichkeit der Pflanzen gegenüber tropischen Wetterextremen stark schwanken kann.

La Réunion wird immer wieder von Zyklonen mit Windgeschwindigkeiten von über 250km/h und sintflutartigen Regenfällen heimgesucht. Obwohl inzwischen Maschinen existieren, trennen viele Bauern ihre fragilen Linsen immer noch in schonender Handarbeit von den Hülsen.

Linsenfelder im Krater

Dabei werden sie mit gaulettes, langen, flexiblen Holzstangen, aus dem Stroh gedroschen und mit großen Sieben sowie mit Hilfe des Windes von Spreu und Verunreinigungen befreit.

Dieser Aufwand schlägt sich natürlich im Preis nieder. Den bezahlen aber die meisten Feinschmecker gerne, die die feinen Lentilles de Cilaos einmal probiert haben, ob als Beilage, in Suppen, Eintöpfen oder in welcher Zubereitung auch immer.

kreolische Küche

In der kreolischen cuisine réunionnaise mit afrikanischen und indischen Einflüssen ist Reis das wichtigste Grundnahrungsmittel. Aus Reis und Linsen werden diverse caris zubereitet, die nicht nur sprachlich an die saucenreichen indischen Curry-Gerichte erinnern (→Chennai). Wenn dabei eher scharf gewürzt wird, bezeichnet man die auf Fisch oder Fleisch basierende Speise in Anlehnung an die indisch-ayurvedische Gewürzmischung garam masala als cari massalé. Gerne verwendet man dafür das Fleisch der auf der Insel verbreiteten Ziege. Das an steile Felsen gewöhnte Tier, zoologisch Capra und französisch chèvre, heißt im französisch-indisch-afrikanischen Sprachenmix von Réunion cabri. Das Ziegen-Curry nennt man also cabri massalé.

cabri massalé

Bourbon-Vanille

Mitte des 17.Jhs. nahmen erstmals die Franzosen die Insel in Besitz und nannten sie zu Ehren des Bourbonen-Königs Louis XIII Île Bourbon. Kulinarisch erin-nert die Bourbon-Vanille, eine der besten Vertreterinnen ihrer Art, an den früheren Namen. Die Bezeichnung La Réunion wurde nach der Französischen Revolution von 1789 eingeführt und sollte wohl die neue, für alle Teile Frankreichs einheitliche Gesellschaftsordnung und insbesondere die Abschaffung der Sklaverei kennzeichnen.