Ulis Culinaria

Castel del Rio

Marrone di Castel del Rio

Jedes Jahr am letzten Oktoberwochende feiert die Gemeinde in der Provinz Bologna (Region Emilia-Romagna) die

Marrone di Castel del Rio

(→IGP), eine Esskastanie (Castanea sativa), die dort seit über 500 Jahren kultiviert wird. Zu beiden Seiten des Santerno mit dem Nebenflüsschen Rio, das im Ortsnamen enthalten ist, liegen die ausgedehnten castagneti oder, im lokalen Dialekt, selve castanili,  die Kastanienhaine.

Seit Jahrhunderten besaßen die Familien von Castel del Rio und der anderen Dörfer im Alta Vallata del Santerno jeweils kleine Parzellen, in denen sie Kastanien ernten durften.

Lange Zeit dienten die marrone als Grundnahrungsmittel für den Eigenbedarf wie anderswo Getreide oder Kartoffeln. Der Kastanienbaum heißt hier deshalb auch albero del pane, Brot-Baum. Nur bei außergewöhnlich guten Erträgen konnten die Kastanien auch weiterverkauft werden. Immerhin machte Castel del Rio schon 1559 dem Governatore di Romagna ein kulinarisches Geschenk: Neben zwei Dutzend Kapaunen, hundert Pfund Käse, vierzig Drosseln, einhundert mele paradise (Paradiesäpfel, also Tomaten) und anderen feinen Lebensmitteln schickte man auch sei corbe di marroni (sechs Körbe Maronen) nach Bologna.

Durch gezielte Auswahl und Aussaat entwickelte sich eine Qualität, die die hiesigen Kastanien mit ihrem aromatisch-süßlichen Kern zu einer begehrten Spezialität machten.

Angesichts der steigenden Nachfrage schlossen sich die Kastanienbauern 1985 im →Consorzio Castanicoltori di Castel del Rio zusammen, um gemeinsam den Anbau stetig zu verbessern und um die Qualität ihres Produktes auf dem Markt zu behaupten. Die Anerkennung als IGP 1996 trägt hierzu wesentlich bei.

Bei der

Sagra del Marrone

dem Kastanienfest Ende Oktober, werden die Nussfrüchte ganz traditionell in großen Kesseln über offenem Feuer geröstet. Ansonsten sind sie in praktisch allen Bereichen der Küche vertreten. Sie begleiten als Beilage Fleischgerichte, werden in salse zu →pasta verarbeitet, in pasta ripiena (gefüllten Nudeln wie ravioli oder cappelletti) versteckt oder, getrocknet und fein gemahlen, in der Bäckerei eingesetzt.