Ulis Culinaria

Capri

Die kleine Insel vor Napoli, bei der die rote Schlager-Sonne im Meer versinkt, ist kulinarisch mit einem italienischen Küchenklassiker verbunden, der

Insalata caprese.

Die Kombination aus Tomaten, Mozzarella, Basilikum und Olivenöl findet man auf den Speisekarten italienischer Restaurants in aller Welt. Immerhin repräsentieren Tomate, Mozzarella und Basilikum die Nationalfarben Italiens!

Die gleiche Farb-Symbolik haben diese drei Zutaten übrigens als Belag der Pizza Margherita aus →Napoli.

Insalata caprese

Zusätzlich zu der Symbolik der Nationalfarben verkörpert die Insalata caprese ein wesentliches Grundprinzip, das für alle Regionalküchen Italiens gilt:

Ganz wenige Zutaten, diese aber dafür von bester Qualität!

Und das fängt hier natürlich mit den Tomaten an. Dass der Salat ausgerechnet mit Capri assoziiert wird, ist kein Zufall! Denn überall in Italien wird neidlos anerkannt, dass gegenüber der Insel, auf den Hängen des Vesuvio, die pomodori in außergewöhnlicher Vielfalt und Güte heranreifen. Die Bezeichnung als Goldäpfel drückt die Wertschätzung aus, die man in Italien wie in keinem anderen Land Europas den Früchten entgegengebracht hat, nachdem sie durch Christoforo Colombo aus der Neuen Welt kamen.

Das grüne Drittel der Salat-Tricolore, der Basilikum, kann für die meisten Italiener auch nur aus einer Ecke des Stiefelstaates kommen, nämlich aus den Gärten bei →Genova an der Ligurischen Küste. Der basilico genovese ist nicht umsonst Namensgeber des berühmten pesto genovese, das jede →pasta zum Genuss werden lässt.

Aus der Liguria kommt auch erstklassiges Olivenöl, ebenfalls unabdingbar für den Caprese-Salat. 

Der oft geübte Einsatz von aceto balsamico (→Modena) entspricht nicht dem Original, schadet aber auch nicht unbedingt.

Gravierender ist allerdings der Mangel, dass meistens der eigentlich erforderliche mild würzige mozzarella di bufala (Büffel) durch die fast geschmacklose (und ungleich preiswertere) Nachahmung aus Kuhmilch ersetzt wird. Dies wird ermöglicht durch den fehlenden Namensschutz für die Käsesorte, die inzwischen praktisch weltweit produziert und als Mozzarella oder fior di latte verkauft wird. Lediglich der Mozzarella di bufala campana, der in ausgewählten Orten der Campania, des Lazio, des Molise und der Puglia produziert sein muss, ist durch eine →DOP geschützt.

Das Wort mozzarella ist eine Ableitung vom Verb mozzare, womit das Zerrupfen des glatten Käsebruchs in kleine Portionen bezeichnet wird, aus denen die weißen Käsekugeln geformt werden.

Capri wurde, so erzählt man sich, zur Namenspatin für den Salat, nachdem ein Anarchist die dreifarbige Kombination beim Koch eines hiesigen Hotels bestellte, um sich vor versammelten Freunden über die Flagge des neu geschaffenen Nationalstaates Italien lustig zu machen (→Garibaldi, →Artusi).

Dass er damit eher eine kulinarische Verehrung der tricolore schuf, dürfte ihm nicht geschmeckt haben!