Ulis Culinaria

Bietigheim

Bietigheimer Laubfröschle

Das Städtchen im Großraum Stuttgart ist 1975 mit einer Nachbargemeinde zu Bietigheim-Bissingen vereint worden.

Eine lokale Amphibien-Spezies stellen die Bietigheimer Laubfröschle dar, in blanchierte Spinatblätter eingerollte Bällchen aus Fleischfarce. Diese Füllung besteht traditionell aus Resten vom Sonntagsbraten, die mit altbackenem, eingeweichtem Brötchen, Ei, Zwiebeln und Kräutern durch den Fleischwolf gedreht werden. Heute wird häufig gemischtes Hackfleisch verwendet, oder man nimmt das Brät von frischen Bratwürsten, das meist schon ausreichend gewürzt ist. Die Wickel werden angebraten, mit kräftiger Bouillon angegossen und im Backofen gegart. Dabei werden sie nicht gewendet, damit die froschgrüne Färbung der Spinathülle erhalten bleibt.

Wenn man die Bouillon durch passierte Tomaten ergänzt – oder gar ersetzt – erhält das Grün der Frösche einen appetitlichen Komplementärkontrast.

Das →Augsburgische Kochbuch von 1801 beschreibt eine Methode, Laubfrösche zuzubereiten, bei der alternativ zum Spinat auch Mangoldblätter als Umhüllung geeignet sind. In einigen Rezepten wird, um die Fleischfüllung aufzulockern, statt des Brötchens auch die Beimengung von gekochter und zerstampfter Kartoffel empfohlen. Ob mit Spinat- oder mit Mangoldmantel, die Fröschle hüpfen in der gesamten schwäbisch-alemannischen Küche sowie im Umland der schweizerischen Stadt →Basel umher.

In der Küche war man immer schon erfinderisch, wenn es darum ging, die strengen Fastengebote der christlichen Obrigkeit auszutricksen. Eine Idee: Man versteckt das Fleisch einfach. Zu den Laubfröschle stellen die schwäbischen Maultaschen, die deshalb auch Herrgottsbescheißerle genannt werden, die bekanntere Alternative dar. Dass man ausgerechnet im erzkatholischen Italien mit Ravioli & Co. unzählige Varianten von paste ripiene (gefüllten Nudeln) erfunden hat, ist aber wahrscheinlich purer Zufall …?.