Ulis Culinaria

Belém

1885 wurde der Ort, mit vollständigem Namen Santa Maria de Belém (Heilige Maria von Bethlehem), der portugiesischen Hauptstadt Lisboa einverleibt.

Bereits 1837 wurde in der pastelaria Casa Pastéis de Belém das namensgebende Pastel de Belém angeboten (pl. pastéis). Manche Quellen besagen, das Törtchen sei bereits im 17.Jh. im Mosteiro dos Jerónimos (Hieronymus-Kloster) in Belém von Mönchen erfunden worden. In jenem Kloster befindet sich auch die Grabstätte des großen portugiesischen Seefahrers Vasco da Gama, der den Seeweg nach Indien entdeckte.

Pastel de Belém

Der andere Name des Gebäcks, pastel de nata, zu deutsch Sahnepastetchen, verrät bereits etwas über das Rezept: Aus Blätterteig geformte Schälchen werden mit einer Sahnepuddingmasse gefüllt und gebacken. Mit Zucker und/oder Zimt bestreut wird die süße Köstlichkeit genossen. Das Originalrezept wird von der Casa Pastéis de Belém über Generationen hinweg streng gehütet. Nur jeweils drei Meisterkonditoren kennen es, haben aber ein klösterliches Schweigegelübde zur Geheimhaltung abgegeben.

Mosteiro dos Jerónimos

Touristen können zwar zusehen, wenn die halbkugeligen Backförmchen mit dem Blätterteig ausgekleidet und mit der Creme gefüllt werden. Doch die Zubereitung von Teig und Füllung findet in der officina statt, deren Türen für Außenstehende strikt geschlossen bleiben. Damit ist zwar im Portugiesischen schlicht Werkstätte gemeint. Der Begriff erinnert aber schon auch an die Offizin einer Apotheke, in der unter Ausschluss der Öffentlichkeit alle möglichen Mixturen entstehen.

Während der kolonialen Geschichte Portugals hat sich das Pastel de Belém weltweit einen Namen gemacht und steht für portugiesische Zuckerbäckerkunst. Das feine Gebäck zählt zu den Sete Maravilhas da Gastronomia, den Sieben Wundern der portugiesischen Gastronomie. Das enfernt verwandte Pastel de →Tentúgal steht als Kandidat auf dieser Liste, die Knoblauchwürste aus →Mirandela haben den Wunderstatus bereits erreicht.

Sowohl die Füllung als auch die kräftig karamellbraune Oberfläche der Pastéis erinnern an die französische crème brulée. Diese wird allerdings nicht in einem Teigschälchen, sondern in Förmchem aus Porzellan oder Steingut überbacken.

Die Casa Pastéis de Belém durfte 2006 zwar die portugiesische Bäckerkunst bei der europäischen Kulturinitiative Café d’Europe vertreten, einen rechtlichen →Namensschutz genießen die Törtchen jedoch (noch?) nicht. Deshalb findet man sie weltweit, von Brasilien bis China, fast überall, wo die Macht der früheren Seefahrernation einst hinreichte.

In deutschen Städten, in denen genügend Nachkommen von portugiesischen Gastarbeitern leben, bekommt man sie in portugiesischen Lebensmittelgeschäften. Meist  neutral benannt als Pastéis de nata, aber nicht minder köstlich!