Ulis Culinaria

Antwerpen

Hopfen - mal nicht im Bier, sondern auf dem Teller

Wird auf der Speisekarte im flämisch-/ französisch-/ deutschsprachigen Belgien ein Gericht mit dem Zusatz Antwerpse bzw. à l’anversoise angeboten, gehören zur Beilage junge, in Butter und Crème fraîche gedünstete Hopfensprossen, eine Reminiszenz an die Brauereitradition der belgischen Hafenstadt, die auf Französisch Anvers heißt. Das passende Getränk zu solchen Mahlzeiten ist natürlich Bier, dem die Dolden des Echten Hopfens (Humulus lupulus, frz. houblon) Bitterstoffe, Haltbarkeit und stabilen Schaum verleihen.

Antwerpse - à l'anversoise

Als Hopfensprossen werden gelegentlich die jungen, noch zarten Ranktriebe der Kletterpflanze bezeichnet, die wie Salat zubereitet werden können. Bei Gerichten nach Antwerpener Art sind allerdings die jungen Wurzeltriebe gemeint, die, wenn sie gerade ans Licht drängen. unter der Erdoberfläche gekappt werden, um der Hauptpflanze zu besserem Wachstum zu verhelfen. Das erinnert an die Spargelernte, weshalb das zartbittere Wurzelgemüse auch als Hopfenspargel bezeichnet wird.

nach Antwerpener Art

Und da auch hier viel Handarbeit nötig und die Saison nur kurz ist, sind die Handelspreise ähnlich. Wenn man es denn überhaupt auf dem Markt findet. In Deutschland liegen die Hauptanbaugebiete für Hopfen im bayerisch-fränkischen Südosten, wo das Bierbrauen entsprechende Tradition hat.

Auch äußerlich ähneln die weißen Hopfensprossen dem Spargel (oder auch geschälten Schwarzwurzeln) und werden genauso zubereitet.

Antwerpse Mosselen

Im Flämischen heißen Miesmuscheln mosselen.

Antwerpse Mosselen

(oder auf frz. moules à l’anversoise)

werden mit einem Sud von Stangensellerie und allem, was der Kräutergarten gerade hergibt, zubereitet. Nachdem die gegarten, geöffneten Muscheln herausgenommen wurden, bindet man den Sud mit Sahne und Eigelb zu einer cremigen Sauce. Damit werden die Muscheln zum Servieren nappiert, und als Begleitung gibt es in Belgien natürlich Pommes frites.

Moules à l'anversoise

Moules-Frites

Die Kombination von im würzigen Sud gegarten Miesmuscheln mit Pommes frites gilt unter der Wortkombination moules-frites als belgisches Nationalgericht.

Dass die knusprig ausgebackenen Kartoffelstäbchen in Belgien – wo sonst?! – erfunden wurden, sollte man zumindest im Gespräch mit belgischen Kulinarik-Patrioten nicht in Frage stellen.

Dabei gab es bis vor kurzem kaum eine wirtschaftlich relevante belgische mytiliculture (Miesmuschelzucht). Der Bedarf an den Schalentieren wird im Wesentlichen durch Importe aus den beiden Nachbarländern Frankreich und Niederlande gedeckt.

Nach dem Willen einer belgischen Supermarktkette soll sich das nun ändern: 2023 wurden in einer zwei Jahre zuvor im Meer vor Nieuport (flämisch: Nieuwpoort) angelegten Meeresfarm die ersten Miesmuscheln geerntet.