Ulis Culinaria

Aljezur

Batata doce de Aljezur

Süßkartoffel aus der Algarve

Eine rotschalige, birnen- bis spindelförmige Süßkartoffel von der portugiesischen Südküste genießt seit August 2009 als Batata doce de Aljezur den Schutz eines →g.g.A.-Siegels.

Die Süßkartoffel Ipomoea batatas liebt Wärme, Frost verträgt das Windengewächs nicht. Ihr Ursprung liegt in Mittel- und Südamerika, mit der Besiedlung der pazifischen Inselwelt kam sie wahrscheinlich aus Peru und Chile nach Polynesien. Nach der vermeintlichen Entdeckung Indiens kamen die ersten Bataten gemeinsam mit der entfernt verwandten Kartoffel (Solanum tuberosum) nach Südeuropa. Unter allen zur menschlichen Ernährung genutzten Knollenpflanzen liegt sie nach Kartoffel und Maniok an dritter Stelle.

Die batata wird heute vor allem in tropischen und subtropischen Regionen angebaut. Hierbei stehen Süd-China und Nigeria ganz vorne. Sie fühlt sich aber auch auf den Feldern um Aljezur in der südportugiesischen Algarve wohl, die für den Namensschutz zugelassene Sorte heißt Lyra oder auch Lira. Auf sandigen Böden mit lehmiger Unterschicht kommt sie fast ohne künstliche Bewässerung aus, das nahe Meer bringt ausreichend Niederschläge und milde Temperaturen. Seit wann die Süßkartoffel hier angebaut wird, lässt sich nicht mehr genau datieren, es kann aber jedenfalls erst nach der Zeit von Kolumbus begonnen haben. Trotzdem erzählt man hier gerne eine Geschichte, in der sie bereits einige Jahrhunderte zuvor eine Rolle spielt. Aljezur wurde im ersten nachchristlichen Jahrhundert von Mauren gegründet.

1249 gelang einer Streitmacht unter Führung von Rittern des Santiagoordens, die Stadt in einem Überraschungsangriff zu erobern. Und diese Aktion sei vor allem deshalb so erfolgreich verlaufen, weil die Soldaten sich vor der Schlacht mit einem bierähnlichen Gebräu aus Süßkartoffeln gestärkt hätten. Wenn die Geschichte schon nicht historisch korrekt sein kann, so zeugt sie doch von der Bedeutung, die man hier diesem Nahrungsmittel seit langem zumisst. Tatsächlich bieten die Knollen ein breites Spektrum an wertvollen Inhaltsstoffen, ein hoher Zuckergehalt sorgt für die namensgebende Süße. Wie Kartoffeln werden sie gekocht und manchmal püriert, gebacken oder fritiert. Die in Aljezur geernteten batatas verbergen unter der rotbraunen Schale leuchtend gelbes bis orangerotes Fleisch. Die Konsistenz ist leicht mehlig, bisweilen etwas faserig.

Während des jährlich Ende November/Anfang Dezember nach der Ernte stattfindenden

Festival da Batata Doce de Aljezur

bieten die Restaurants und tasquinhas (Kneipen) des Ortes die Süßkartoffel in vielfältigsten Zubereitungsarten an. In der Küstenregion nimmt man sie gerne als Beilage zu einem portugiesischen Nationalgericht, dem bacalhau (Stockfisch, →Stokke). Stolz bezeichnet sich Aljezur als

Hauptstadt der Süßkartoffel